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„Wenn du gut bist, öffnen sich Türen für dich”

Lydie Idel Fonkwe hat sich mit harter Arbeit und Ideenreichtum den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt. Über ihre Online-Plattform Familov können Migrantinnen und Migranten Lebensmittel für ihre Angehörigen in Afrika bestellen. Auf dem Weg zum Erfolg half ihr ein Deutschlandstipendium.

Lydie Idel Fonkwe hat sich mit harter Arbeit und Ideenreichtum den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt. Über ihre Online-Plattform Familov können Migrantinnen und Migranten Lebensmittel für ihre Angehörigen in Afrika bestellen. Auf dem Weg zum Erfolg half ihr ein Deutschlandstipendium.

Wenn die gebürtige Kamerunerin Lydie Idel Fonkwe von ihrem Unternehmen erzählt, leuchten ihre Augen, sofort sind Leidenschaft und Begeisterung zu spüren. „Mit Familov habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt. Wenn Menschen mir berichten, wie sich die Situation ihrer Familie dadurch verbessert hat, macht mich das stolz und ist eine tolle Bestätigung meiner Arbeit“, erzählt sie. Grundnahrungsmittel wie Reis, Öl und Salz, Hygieneartikel oder auch Medikamente einfach per Mausklick bestellen und in weniger als 36 Stunden abholbereit an einen Supermarkt in Afrika liefern lassen – das ist die Idee der 2017 gegründeten Online-Plattform.

Effizienter als Geldtransfer

Um sich ihren Traum vom Unternehmen mit positivem sozialem Einfluss zu erfüllen,
hat Lydie einen weiten Weg zurückgelegt. 2011 kommt sie aus Duala, der größten Stadt Kameruns, nach Deutschland. In Saarbrücken studiert sie Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Logistik. Ihr Ziel: genügend Geld zu verdienen, um ihre Familie in der Heimat finanziell unterstützen zu können. „Ich habe noch fünf Geschwister. Mein Vater war Lehrer, er bekommt nicht besonders viel Rente“, erzählt sie.

Doch die Gebühren für Geldtransfers sind hoch, Beträge von weniger als fünf Euro zu überweisen, ist meist gar nicht möglich. Dabei wäre das in vielen afrikanischen Ländern genug, um die Grundbedürfnisse einer Familie für eine Woche zu decken. Viele Migrantinnen und Migranten weltweit stehen vor ähnlichen Hürden. Mit unternehmerischem Innovationsgeist und Beharrlichkeit räumt Lydie diese Hürden aus dem Weg. Heute unterstützen rund 20.000 Menschen über Familov ihre Angehörigen in Ländern wie Kamerun, Gabun, Benin, der Elfenbeinküste und im Kongo mit nützlichen Waren statt komplizierten Geldtransfers.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Die Fähigkeit, sich nicht entmutigen zu lassen, und ein hoher Anspruch an sich selbst zeichnen Lydie schon während ihres Studiums im Saarland aus. Schnell lernt sie die ungewohnte und zu Beginn schwierige deutsche Sprache. Als erste Person ihrer Familie zu studieren, fern ab der Heimat Fuß zu fassen, ein eigenes Unternehmen zu gründen – all das schafft Lydie in nur wenigen Jahren. Dabei hilft ihr ein Deutschlandstipendium, das jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und vom Saarbrücker IT-Unternehmen Orbis zur Verfügung gestellt wird. „Ohne das Stipendium hätte ich mich in den letzten Semestern nicht so intensiv auf das Studium und die Unternehmensgründung konzentrieren können. Diese 300 Euro pro Monat verändern alles“, berichtet sie. Vermittelt hat ihr das Stipendium die StudienStiftungSaar. Geschäftsführer Daniel Wagner erinnert sich gerne an die exzellente Stipendiatin: Frau Fonkwe leistete Herausragendes: Noch während ihres Studiums und als Mutter von zwei Kindern gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Wir freuen uns sehr, dass sie in dieser kräftezehrenden Lebensphase mit einem Deutschlandstipendium finanziell unterstützt werden konnte.”

Türen für andere öffnen

Parallel zum Aufbau von Familov schließt Lydie einen Master in Management Sciences am Deutsch-Französischen Hochschulinstitut für Technik und Wirtschaft (DFHI) ab. Neben großen afrikanischen Supermarkt-Ketten wie Complexe Santa Lucia in Kamerun arbeitet Lydie auch mit unabhängigen lokalen Läden zusammen. Wichtig sei ihr, mit ihrem Unternehmen die Wirtschaft vor Ort in den afrikanischen Ländern zu unterstützen. Unternehmen, die wie Lydies Online-Plattform auf kreative Weise soziale Innovationen voranbringen, liegen im Trend. Laut dem Bundesverband Deutsche Startups rechnen sich aktuell bereits mehr als 40 Prozent der Gründerinnen und Gründer dem sogenannten Social-Entrepreneurship, also dem Sozialunternehmertum zu (Quelle: Deutscher Startup Monitor 2022 S.31).

Von den Möglichkeiten, die ihr das Deutschlandstipendium eröffnet hat, können viele Menschen profitieren – davon ist Lydie überzeugt: „Deutschland ist ein Land der Chancen. Wenn du gut bist, werden sich Türen für dich öffnen. Hier zählen nicht Herkunft oder Hautfarbe, sondern Kompetenz und Leistung.“ Mittlerweile ist Lydie selbst zur Türöffnerin für andere geworden – über die StudienStiftungSaar fördert sie junge Studierende mit einem Saarlandstipendium. So trägt sie ihren Teil dazu bei, dass auch andere der Erfüllung ihrer Kindheitsträume ein Stück näherkommen.

Stand: Mai 2024