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Mit allen Wassern gewaschen

Drei ehemalige Studierende der Hochschule Wismar verstehen ihr Engagement als Fördernde im Deutschlandstipendium als Investition in den Berufsnachwuchs im maritimen Bereich.

Drei ehemalige Studierende der Hochschule Wismar verstehen ihr Engagement als Fördernde im Deutschlandstipendium als Investition in den Berufsnachwuchs im maritimen Bereich.

Lea Beyling wurde von September 2016 bis Juni 2018 durch das Deutschlandstipendium gefördert. Neben den dafür vom Bund zur Verfügung gestellten Mitteln wurde das Stipendium durch die Sigi und Hans Meder Stiftung gefördert. Sie unterstützt Kinder aus nichtakademischen Familien. Die Stiftung setzt sich ein für Studierende eines mathematischen, ingenieur-, naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengangs (MINT) an einer Universität oder Fachhochschule. „Für mich war die Förderung eine riesige Erleichterung, denn so konnte ich mich aufs Studium konzentrieren und musste nicht jobben. Zudem hatte ich Zeit für mein ehrenamtliches Engagement an der Hochschule. Dort war ich unter anderem im Fachschaftsrat, im Bereichsrat und auch im Studierendenparlament tätig“, sagt Lea Beyling.

„Eine gute Sache weiterführen“

Ihre Mutter brachte sie auf die Idee, als Berufstätige nun selbst im Deutschlandstipendium zu fördern. „Sie meinte, das sei doch eine wunderbare Sache. So könne ich etwas weiterführen, von dem ich selbst profitiert habe“, schildert die 28-Jährige. Lea Beyling tat sich mit zwei ehemaligen Kommilitonen zusammen, mit denen sie an der Hochschule Wismar studiert hat. David Reinhardt, Lukas Riemann und Lea Beyling haben sich im Bachelorstudium Nautik/Seeverkehr beziehungsweise Schiffsbetriebstechnik kennengelernt. Auch wenn ihnen durch das Leben auf See wenig Zeit blieb, soziale Kontakte zu pflegen, ist es ihnen gelungen, sich nicht aus den Augen zu verlieren und gut befreundet zu bleiben.

Offizierin auf einem Kreuzfahrtschiff

Lea Beyling hat nach dem Bachelor-Abschluss Nautik/Seeverkehr den Master „Operation and Management of Maritime Systems“ angeschlossen. Heute arbeitet sie in der Untersuchungseinheit der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU). Die BSU erfasst und untersucht Seeunfälle von Seeschiffen, die hinsichtlich der Flagge, des Unfallortes oder aus anderen Gründen deutsche Interessen berühren. Zuvor war die 28-Jährige drei Jahre als Nautische Offizierin auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Lea Beyling hat sich damals bewusst für das Lebensmodell „zur See fahren“‘ entschieden. „Es ist ein spezielles Leben mit vielen Vorteilen, aber auch einigen Besonderheiten“, sagt die junge Frau. „Zu den Vorteilen gehört für mich u. a. die besondere Arbeits- und Teamatmosphäre an Bord sowie jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen. Und es gab viele Herausforderungen, die ich gerne angenommen habe, wie das Manövrieren des Schiffes in verschiedenen Häfen.“ In ihrem Beruf auf dem Dreamliner war sie damals drei, vier Monate am Stück unterwegs und hatte dann zwei, drei Monate frei. „Das hat mir gut gefallen – wenn man so lange am Stück Urlaub hat, bekommt man den Kopf auch wirklich frei. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man oft allein ist mit der vielen Freizeit, denn Familie und Freunde haben meistens geregeltere Jobs und weniger freie Zeit am Stück.“

Berufsnachwuchs in der deutschen Seefahrt unterstützen

Auch David Reinhardt und Lukas Riemann haben inzwischen viele Seemeilen zurückgelegt. David Reinhardt arbeitet als 2. Ingenieur und Ausbildungsoffizier bei Hapag Lloyd, Lukas Riemann hat nach einigen Jahren auf diversen Schiffen erneut ein Vollzeitstudium aufgenommen, sein nächstes berufliches Ziel ist die Wasserschutzpolizei. Auch als Student lässt er es sich nicht nehmen, eine Nachwuchskraft durch das Deutschlandstipendium zu unterstützen. „Wir haben uns anfangs dafür entschieden, finanziell zu fördern, weil das unstete Leben auf See wenig Möglichkeit bietet für ehrenamtliches Engagement an Land und um einem jungen Talent das Leben im Studium etwas leichter zu machen“, beschreibt Lea Beyling die Motive des Trios. „Unser Engagement verstehen wir als bewusste Investition in die Zukunft des deutschen Berufsnachwuchses im maritimen Bereich.“

Austausch über Berufspraxis

Bislang wurde die Nautikstudentin Nadja Stanikic an der Hochschule Wismar mit dem Deutschlandstipendium unterstützt. Mit dem neuen Semester wird jemand anderes aus dem Bereich Seefahrt, Anlagentechnik und Logistik von der Förderung des Trios profitieren. Lea Beyling, die inzwischen bei der BSU eine Aufgabe hat, die deutlich weniger Reisetätigkeit verlangt als ihr vorheriger Job, kann sich gut vorstellen, neben dem finanziellen Engagement auch als Mentorin zur Verfügung zu stehen. Etwa wenn Fragen zur Berufspraxis auftauchen. „Wir alle drei können die Mentoring-Rolle gut ausfüllen, denn wir bringen eine große Bandbreite an Erfahrung auf den unterschiedlichsten Schiffen mit – vom Tanker bis zum Passagierschiff. Wir sind mit allen Wassern gewaschen und helfen gerne dabei, eine realistische Vorstellung vom Leben auf See zu entwickeln. Dort können die Arbeitstage ziemlich lang sein und man muss sich vielleicht erst an das interkulturelle Zusammenleben und -arbeiten auf engstem Raum gewöhnen.“

Fotocollage von zwei Männern und einer Frau.
Lukas Riemann, Lea Beyling und David Reinhardt fördern als Alumni der Hochschule Wismar im Deutschlandstipendium. © Hochschule Wismar

Stand: August 2022